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Der
Österreichische Verein für Studentengeschichte
Ende
2015 konnte der Österreichische Verein für Studentengeschichte auf seinen
46-jährigen Bestand zurückblicken und durfte das auch mit ein bisschen Stolz
tun, wenn Bilanz über die geleistete Arbeit gezogen wird. Sein Anliegen war
und ist es, unabhängig von der Politik der Korporationsverbände und von ihrem
finanziellen Wohlwollen seine Ziele zu verwirklichen.
Die Zielsetzungen des Vereines waren und sind dreifach
§ Studentika zu sammeln und ein Archiv
und eine Bibliothek aufzubauen
§ Studentenhistorische
Neuigkeiten und Forschungen zu publizieren
§ Durch
Studentenhistorikertagungen den persönlichen
Erfahrungsaustausch zu fördern
Die Gründungsversammlung fand am 16. Dezember 1969 in
Wien statt. Eingeladen hatten Dr. Peter Krause und der inzwischen verstorbene
Gerhard Wolf, beide noch nicht einmal 30 Jahre alt und daher ob ihres
jugendlichen Tatendranges auch misstrauisch beäugt. Der älteste anwesende Teilnehmer
war (mit 64 Jahren) Hofrat Wilhelm Schmied, der schon durch die
Herausgabe von Liederbüchern hervorgetreten war und selbst bereits begonnen
hatte, studentenhistorisch zu forschen. Er gab der Initiative zweifellos ein
seriöses Image und vertraute darauf, dass es mehr als ein Strohfeuer wird,
und so wurde auch tatsächlich beschlossen, den Verein zu gründen. Nach dem im
April 1970 eingetroffenen "Nichtuntersagungsbescheid" fand die
konstituierende Vollversammlung am 25. Mai 1970 statt, bei der auch der erste
Vorstand gewählt wurde. Als kleine historische Skurrilität sei angemerkt,
dass der ÖVfStG keinen Obmann oder Präsidenten hat,
sondern einen "Vorsitzenden", weil damals der "große
Vorsitzende" Mao Tse-tung sich größter Aufmerksamkeit erfreute.
Nach außen hin trat
der Verein unter seinem Vorsitzenden Dr. Peter Krause erst Anfang 1971
wieder in Erscheinung, aber intern wurde schon fleißig geplant und beraten.
Der Mitgliedsbeitrag betrug damals bescheidene 30 Schilling (2,20 Euro) im
Jahr, womit natürlich keine großen Sprünge zu machen waren. Es sollte die
Hemmschwelle so niedrig wie möglich gehalten und durch eine wachsende
Mitgliederzahl der niedrige Beitrag kompensiert werden. Zu Jahresende 1971
gab es immerhin schon 32 Mitglieder, aber das Wichtigste war, dass es gelang,
mit 1. Dezember ein eigenes Lokal zu beziehen, eine ehemalige
Souterrainwohnung im Haus Wien 13., Tuersgasse 21.
Damit konnte endlich begonnen werden, die gesammelten Unterlagen zu ordnen
und die Archiv- und Bibliotheksbestände aufzustellen. Später gelang es, im
gleichen Haus auch noch die größere Hausmeisterwohnung dazuzumieten.
Das Lokal wurde dann durch Entfernung einer Zwischenwand, Herstellen eines
neuen Bodens usw. saniert. Heute allerdings ist die Grenze des
Fassungsvermögens erreicht und der Umzug in die neuen Räume in der Weimarer
Straße 5 im 18. Bezirk ist im Gange.
Um
Interessenten zu werben, muss man ihnen auch etwas bieten. Als erstes Projekt
wurde daher 1972 aus den Rundschreiben die Acta studentica
- Österreichische Zeitschrift für Studentengeschichte, technisch noch sehr
einfach gestaltet, aber doch schon mit interessantem Inhalt. Als nächstes
wurde 1973 die Schriftenreihe "Beiträge zur österreichischen
Studentengeschichte" begonnen.
Ein Anliegen war es, die Studentenhistoriker verbändeübergreifend einander
näherzubringen und dabei Erfahrungen auszutauschen und Forschungsergebnisse
zu diskutieren. So kam es 1974 zur ersten Österreichischen
Studentenhistorikertagung. Dass anfänglich das gegenseitige Misstrauen groß war,
darf nicht verwundern, aber das Experiment ist geglückt und konnte 1982 mit
der ersten gemeinsamen (Deutschland, Schweiz, Österreich)
Studentenhistorikertagung sogar noch erweitert werden. Heute sind die
Tagungen ein unverzichtbarer Bestandteil unserer Arbeit (diesem Bereich ist
weiter unten ein eigener Beitrag gewidmet). Daraus ist erkennbar, dass es
sehr gute und freundschaftliche Kontakte zu den studentenhistorischen
Vereinigungen in den Nachbarländern gibt.
Bald darauf wurden auch umfangreichere Publikationen veröffentlicht. Was auf
diesem Gebiet inzwischen alles erschienen ist oder demnächst erscheint, ist
unter Publikationen nachzulesen.
Die Bibliotheksbestände und die Archivalien des Vereins haben in den
vergangenen 35 Jahren bereits einen beträchtlichen Umfang erreicht. Sie sind
zum überwiegenden Teil grob sortiert, aber leider noch nicht katalogisiert,
weil sich noch niemand fand, der Zeit und Muße hat, diese mühsame Arbeit zu
machen.
Durch das Vorhandensein der Publikationen in öffentlichen Bibliotheken werden
immer wieder Studentinnen und Studenten auf den ÖVfStG
aufmerksam und ersuchen um Hilfe für ihre Diplomarbeiten, die in vielen
Fällen auch möglich war (zuletzt die im Oktober dieses Jahres approbierte
Diplomarbeit "Studenten und Politik an der Universität Wien
1918-1932" von Wolfgang Zaunbauer). Auch Verbindungen nützen zur
Ergänzung ihrer Archive die Möglichkeit, in die Bestände einzusehen. Dabei
werden auch vorhandene Dubletten gegen fehlende Stücke (Rundschreiben,
Zeitungen, Einladungen usw.) getauscht oder Ablichtungen hergestellt.
Festzuhalten ist, dass sich der ÖVfStG
ausschließlich selbst finanziert und bisher keinerlei Subventionen von
öffentlicher Hand erhalten hat. Ein großer Dank gilt daher den Mitgliedern,
die durch ihre Beiträge diese Arbeit erst ermöglichen!
Der Jahresbeitrag von 20 Euro ist der niedrigste von allen
studentenhistorischen Vereinigungen.
Um weiterarbeiten zu können benötigen wir viele Mitglieder!
Bitte werben auch Sie!
Letzte Änderung am 31.10.2017
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